Vertrauen - Der Schlüssel erfolgreicher Unternehmenspolitik

Vertrauen und Vertrauenskrise sind Schlagworte, die uns - gerade in diesen Zeiten - von überall entgegenschlagen.
Politik, Banken und große Wirtschaftsunternehmen halten - glaubt man den Medien - der Vertrauensfrage nicht im Geringsten stand. 

Werfen wir einen Blick in deutsche Unternehmen, wird deutlich, dass es es hier keinesfalls besser bestellt ist. 

Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup hat 2018 in einer Studie seines Engagement Index aufgezeigt, dass nur 

  • 15% der Beschäftigten eine hohe emotionale Bindung zu ihren Arbeitgebern empfinden. 

  • 14% spüren keinerlei emotionale Beziehung und haben innerlich gekündigt.

  • 71% der Beschäftigten bescheinigen dem Unternehmen eine geringe Bindung.

Laut der Gallup Studie hat die emotionale Bindung der Mitarbeitenden jedoch einen direkten Bezug auf den Unternehmenserfolg. 

Je höher die emotionale Bindung:

  • desto höher die Produktivität und Rentabilität.

  • desto höher die Motivation, Leistung zu erbringen und desto geringer die Qualitätsmängel.

  • desto niedriger die Anzahl der Krankentage.

  • desto geringer die Mitarbeiterfluktuation.

Die Studie zeigt ebenfalls die Abhängigkeit zwischen der emotionaler Bindung und dem wahrgenommenen Vertrauen.
Haben Mitarbeitende kein Vertrauen, so werden sie in aller Regel keinerlei emotionale Bindung zum Unternehmen aufbauen. 

Das spüren Unternehmen in Zeiten von Globalisierung, Digitalisierung, virtueller Arbeitsorganisation,  schnellen Märkten und einem rasant steigendem Fachkräftemangel deutlicher als je zuvor.

Und so hört man die Rufe nach mehr Vertrauen in Unternehmen laut durch die Flure schallen. 
Mein Erleben dabei: je lauter nach Vertrauen gerufen wird, desto weniger ist es vorhanden und wird besonders dann in die Runde geworfen, wenn Elementares im Unternehmen nicht funktioniert. 

Meistens bleibt es jedoch beim Rufen und Einfordern von Vertrauen.
Vertrauen steht häufig da, wie ein Modewort, das eben zur Unternehmenskultur gehört. Ein Alibi-Problemlöser. Ein rhetorisches Stilmittel, das in keiner gelungenen Kommunikation fehlen darf. 
Eine Phrase pseudo-motivierender Führungskräfteansprachen.

Vertrauen scheint abgedroschen und beliebig benutzt zu werden. Und es hat durch den inflationären Gebrauch, den verstaubten Charme eines Heimatfilmes gewonnen.

Den Impuls, den ich hier geben möchte, ist, dieses Image zu verändern.
Verändern, in ein Image, in dem Vertrauen ein relevanter Faktor einer Unternehmensstrategie ist.
Als etwas, was berechenbar ist, was sich rechnet, und was sich operationalisieren lässt.
Als harten Faktor, der ein Erfolgstreiber für ein Unternehmen ist.  

Warum?

  • Weil die klassischen Antreiber Geld und Macht nicht mehr ausreichen

Neben den veränderten Bedürfnissen der jungen Generation (Freizeit statt Geld und Macht - Nachhaltigkeit statt klassischen Statussymbolen etc.), unterliegen wir den Bedingungen der Wissensgesellschaft und der schnelleren Märkte. D.h. Unternehmen benötigen zwingend die Kooperation und das Wissen ihrer Mitarbeitenden.

  • Weil Vertrauen Wissenstransfer fördert

Die steigende Komplexität erfordert Wissen. Es lässt sich also als Ressource der Zukunft begreifen.  

Menschen teilen ihr Wissen aber nur dann, wenn dieses erkannt, geschätzt und die Weitergabe des Wissens für sie keine Nachteile bringt. 

  • Weil Vertrauen flexibler macht

Vertrauen ermöglicht koordiniertes Handeln zwischen Partner*innen, die sich weitestgehend unbekannt sind und bleiben. 

Je weniger reale Präsenz gefragt ist - je virtueller unsere Welt, desto wichtiger wird Vertrauen als Organisationsprinzip. Die Menschen bleiben sich zunehmend unbekannt. 

Vertrauen kann in Teilen nicht mehr über Vertrautheit entstehen, weil wir uns schlichtweg nicht mehr (so häufig) physisch sehen.

  • Weil Vertrauen Kunden und Kundinnen bindet 

Fast kein Produkt ist heute noch einzigartig. Und wenn doch, dann ist es das morgen nicht mehr.
Die meisten Unternehmen stehen im harten Wettbewerb und ein USP wird immer schwieriger zu definieren.
Was Unternehmen verkaufen - besonders in der Dienstleistung - ist jedoch nicht das Produkt. Die Kunden können die Dienstleistung weder anfassen noch optisch wahrnehmen. Sie müssen darauf vertrauen, dass wir in ihrem Interesse handeln. Unternehmen verkaufen also Vertrauen in Menschen und Produkte. 

  • Weil Vertrauen schnell macht

Wir leben in einer economy of speed. Sofortness ist das Maß aller Dinge.
Die heutigen Märkte erlauben uns nicht, erst die Hierarchiestufen durchzuarbeiten, um eine Entscheidung zu treffen. “Wer nicht schnell ist, ist tot” sagte einst der ehemalige CEO von General Electrics. 


Schneller geht jedoch nur über Vertrauen. Ein Mensch handelt schneller und entschiedener, wenn er nicht allzu sehr darüber nachdenken muss, ob er festgeschriebene Regeln bricht, ein Handbuch lesen muss, oder zuerst das Okay der Führungskraft benötigt. 

Und für die Manager*innen unter Euch, die schneller mit “gleichzeitig viele Dinge tun” und “höherer Schlagzahl” und “schnellerem Bewegen” gleichsetzen: 

Wir bekommen die Dinge nicht schneller bewegt, indem wir uns schneller bewegen. 
Geschwindigkeit erhöhen hat hier nichts mit schneller laufen, härter oder länger arbeiten zu tun.

Dieses schneller geht über Vertrauen, denn Vertrauen ist Geschwindigkeit. 

  • Weil Vertrauen Kosten spart 

Circa die Hälfte des Kostenapparates der meisten Unternehmen ist misstrauensinduziert. Die Überwachung der KPIs, unnötige Double-Checks, mangelndes Feedback, eingeschränkter und verhinderter Informationsfluss. 
All das verursacht Reibungsverluste durch permanente Absprachen, Verhandlungen und Neuvereinbarungen.
Es wird gemonitored und kontrolliert und die Kontrolle wird zur Sicherheit auch nochmal gemonitored.
Das kostet Zeit, Ressourcen und damit Geld. 


Auch Anreizsysteme sind misstrauensindiziert. Warum gehen so viele Unternehmen davon aus, dass sie ihre Mitarbeitenden gesondert anreizen und motivieren müssen, damit diese ihren normalen Arbeitsaufgaben nachkommen? 

Welchen Grund kann dies haben, wenn nicht Misstrauen?

Ich vertrete die These, dass sich Menschen nicht extrinsisch motivieren lassen können, sondern dieses nur intrinsisch funktioniert.
Deshalb könnte ein Großteil der Kosten für Mitarbeitermotivation eingespart werden. Denn durch Vertrauen entsteht automatisch Motivation. 

  • Weil Vertrauen Mitarbeitende bindet und intrinsische Motivation stärkt.

Alle psychologischen und soziologischen Fakten beweisen, dass der Mensch unter Vertrauensbedingungen aufblüht. 

Mitarbeitende brauchen Handlungsspielräume. Die Freiheit, ihre Handlungen selbst wählen zu können, erzeugt Interesse und Verantwortungsübernahme. Es unterstützt Bindung und erhöht den Spielraum für Individualität. 

Du darfst der sein, der Du bist. Ohne Vertrauen gibt es keine Motivation, die dauerhaft und belastbar ist. 

  • Weil Vertrauen Kreativität und Innovationen fördert.

Um am Markt dauerhaft relevant zu bleiben, müssen wir und Unternehmen sich und uns stets weiterentwickeln und dauerhaft veränderungswillig sein. 

Dazu braucht es Kreativität. 

Kreative Arbeit ist jedoch zerbrechlich und ein unsicherer Prozess:
Ideen müssen entwickelt, vorgeschlagen, ausprobiert und getestet werden.
Menschen können dies nicht auf Zuruf. Schon gar nicht, wenn sie nebenbei bitte auch noch ihre KPIs erfüllen sollen.

Kreativität kann erst in einer Atmosphäre des Vertrauens und des Respekts entstehen. Nur da, wo es eine hohe Fehlertoleranz gibt, wenn man weiß, dass Misserfolg nicht gnadenlos bestraft wird und kein Rechtfertigungsdruck entsteht, kann Kreativität und Innovation gedeihen. 

  • Weil Vertrauen Führung erfolgreich macht 

Es gibt diverse Studien, in denen nachweisbar ist, wie sich eine positive oder negative Beziehung zur unmittelbaren Chef*in auf das Unternehmensergebnis auswirkt.

Ist die Beziehung gut, steigt die Produktivität. Das wichtigste Merkmal einer positiv erlebten Beziehung ist: ich vertraue ihm oder ihr. 

Keine Führungskraft kann Menschen beeinflussen, führen und mit auf eine Reise nehmen, wenn ihr nicht vertraut wird.

Menschen sind bereit Menschen zu folgen, wenn sie diesen vertrauen.
Selbst wenn sie seine/ihre Ansichten nicht teilen. 


Vertrauen als Schlüssel erfolgreicher Unternehmenspolitik


Anhand dieser Punkte lässt sich ableiten, dass Vertrauen ein sehr wohl belastbarer Unternehmensfaktor ist.  
Und ich freue mich, wenn ich dem Vertrauen hier mehr Rationalität verleihen und es aus der verschwurbelten Parolen-Ecke ziehen konnte. 

Wenn Du mehr über das Thema Vertrauen und die Grundpfeiler wissen willst, lies gern im Blog den Artikel Vertrauen - don´t talk the walk, walk the talk weiter. 

Und kontaktiere mich gern. Ich biete die praktische Umsetzung, wie sich Vertrauen im Unternehmen implementieren lässt, als Training, in Impuls-Vorträgen und Workshops an. 

Sei die beste Version von dir selbst. 



Quellen
Vertrauen führt - Reinhard Sprenger
Vertrauen, die Führungsstrategie der Zukunft - Wolfram Schön
Trust-based Leadership - Martin Schmiedel
Vertrauen. Die unsichtbare Macht - Martin Hartmann

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Vertrauen - don´t talk the walk, walk the talk!