Du kannst entscheiden - immer.
Ja, kannst Du. Du hast tatsächlich immer die Wahl. Zu jeder Zeit. Es ist immer Deine Entscheidung.
“Ja, aber…” höre ich jetzt viele sagen. “Die äußeren Umständen lassen mir nicht immer die Wahl”.
“Es ist nicht so einfach, manche Entscheidungen sind so komplex…”
Stimmt alles.
Und trotzdem entscheiden wir zu jeder Sekunde im Leben, wie wir uns verhalten.
Wenn wir etwas tun oder lassen, dann vergleichen wir Preise. Wir prüfen immer mögliche Alternativen und wägen Folgekosten ab.
Und damit meine ich nicht nur materielle oder monetäre Kosten, sondern auch Preise ideeller Natur. Das Gewissen zum Beispiel.
Wir vergleichen, wir kommen zu einem Ergebnis und dieses Ergebnis ist unser Handeln.
Zu jeder Zeit.
Meist läuft dieser Prozess nicht bewusst ab und so fühlen sich viele Menschen nicht als Gestalter ihres Lebens, sondern als Opfer ihrer Umstände.
Ich will damit nicht sagen, dass wir alle äußeren Umstände beeinflussen können, aber wir können entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen wollen.
Und ja, das mag sich zynisch anhören. Wenn Du gerade eine schlimme Diagnose vom Arzt bekommen hast, Du einen geliebten Menschen verloren hast oder Dir das Leben anderweitig übel mitspielt.
“Das hat doch nichts mit Wählen zu tun?”
Doch hat es. Du kannst entscheiden, wie Du damit umgehst.
Wer nicht Teil der Lösung ist, ist Teil des Problems
Wenn wir realisieren, dass wir Gestalter des eigene Lebens sind, dann ermöglicht uns dies sehr viel Freiheit. Wir haben die Freiheit Dinge, die uns nicht zufrieden stellen auch wieder umzuentscheiden. Du wirst deswegen nicht sofort wieder gesund und Dein Partner kommt ggf. auch nicht wieder zurück zu Dir. Du kannst aber entscheiden, ob Du Dich von den äußeren Umständen bestimmen lassen möchtest oder kannst selbst entscheiden, wie Du damit umgehst.
Meine kürzlich verstorbene Tante hat es mir gezeigt. Sie hat Ihre Krebsdiagnose angenommen und sich dann entschieden, ihre verbleibende Zeit so selbstbestimmt, positiv, fröhlich und frei, wie nur irgend möglich zu gestalten. Diese Person hat mir gezeigt, wie wichtig eine bewusste Entscheidung - auch bei widrigen Umständen - fürs Leben ist.
Sie hätte sich auch anders entscheiden können.
So hatte sie, nach eigenen Worten, eine noch sehr bewusst glückliche Zeit.
Viele unserer Entscheidungen ranken sich jedoch glücklicherweise nicht um Leben und Tod, sind aber doch von existenzieller Natur. Denn sie betreffen immer unser Leben.
“Darf ich mein Leben so leben, wie ich es gern hätte?”
fragte mich unlängst ein Coachee.
Du hast Dein Leben so, wie Du es gern hättest! war meine Antwort.
“Aber eigentlich würde ich lieber etwas anderes tun”Nein, würdest Du nicht. Wenn Du etwas eigentlicher tun möchtest, dann würdest Du es auch tun. Sofort. Es gibt in deinem Leben gerade nichts wichtigeres, als das zu tun, was Du gerade tust. Ansonsten würdest Du es anders machen…
Wenn Du das eigentliche nicht lebst, dann hast Du Preise verglichen und Dich entschieden. Für das Leben, welches Du gerade führst.
Du bist nicht gezwungen Dein Leben so zu leben. Wenn Du anfängst zu jammern, dann hast Du vergessen, dass du es Dir so ausgesucht hast.
Leiden ist leichter als handeln
Wenn Du bspw. die Rahmenbedingungen Deines Jobs gut findest, nur das Gehalt nicht, dann gibt es zahlreiche Alternativen, bei denen Du ein vielfaches verdienen kannst.
Es bedeutet jedoch ggf. auch, dass die Rahmenbedingungen anders sind, Du eine weitere Strecke fahren musst, oder gar umziehen müsstest. Das alles willst Du nicht? Gut, dann ist Dir das Gehalt nicht wichtig genug. Du hast Dich entschieden.
Ich will hier Entscheidungsprozesse ganz und gar nicht verharmlosen. Ich kenne dieses Für-und-Wider-Gefühl, die innere Zerrissenheit nur zu gut. Aber wie auch immer die Entscheidung ist: Sie war selbst getroffen - zu den von Dir gewählten Kosten. Der Preis der Alternativen war dir demnach zu hoch.
Mir steht es gewiss nicht zu, darüber zu urteilen, wie die Definition des jeweiligen Preises ist. Das ist ausschließlich eine Frage der persönlichen Entscheidung. Wofür der eine seinen Partner verlässt, ringt dem anderen vielleicht ein Naserümpfen ab. Wofür der eine sein Leben hergibt, darüber hat ein anderer noch nie nachgedacht.
Was ich jedoch durchaus schlussfolgern kann:
Wer sagt “ich kann nicht“, der will nicht.
Weil ihm der Preis, das Opfer, welches er dafür bringen muss, zu hoch ist.
Ich möchte Dich dazu einladen, Dich (wieder) auf den Fahrersitz zu setzen und eine aktive Rolle einzunehmen. Ich möchte Dich einladen “zu wollen”. Nämlich das Leben, welches Du bewusst entscheidest.
Das was dein Leben gerade ausmacht, ist der Weg, den Du gewählt hast. Es gibt immer auch noch einen anderen, ja wahrscheinlich mehr als einen.
Du entscheidest, wohin er weitergeht.
Diese aktive Rolle einzunehmen kostet Energie - manchmal viel Energie. Aber sie ermöglicht Dir, alles tun zu können. Wenn Du den Preis, also die Konsequenz dafür mit tragen möchtest.
Warum ist es dennoch so schwer?
Viele Menschen halten an einer Methode fest, ein Ziel zu erreichen oder ein Problem zu lösen. Sie kommen gar nicht darauf, einen anderen Weg zu wählen.
Das Phänomen lässt sich anhand unseres Gehirns erklären.
Das Gehirn ist kein Erkenntnisorgan sondern ein Überlebensorgan
Unser Hirn ist auf Kohärenz aus, da der Energieverbrauch dann am niedrigsten ist. Das Hirn möchte es - flapsig gesagt - so unkompliziert wie möglich.
Dem Hirn geht es nur um unser Überleben. Ob es Dich glücklich macht, ist dem Hirn dabei vollständig egal. Hauptsache energieschonend überleben.
Wenn also ein Problem auftaucht, gibt es in der Regel zwei Strategien.
das Problem wegignorieren, aussitzen, sich ergeben oder totstellen
das Problem lösen. Sich also aktiv damit auseinandersetzen - den Konflikt aushalten.
Kennst Du Menschen, die sich einem Thema partout nicht stellen und einfach abhauen oder es schlichtweg ignorieren? Das ist die Vermeidungstaktik. Die Drei Affen.
Das Hirn hat sich hier für Strategie 1 entschieden. Das ist energieschonender und sichert das Überleben.
Erst wenn Du den vermeintlich anstrengenden Weg einschlägst und das Problem aktiv löst, setzt Du Dich bewusst mit dem Thema auseinander.
Das Hirn erkennt dann, dass Du - huch - trotzdem noch lebst. Es lernt, dass auch aktive Problemlösung nicht zum Tode führt.
Besser noch, aus neurobiologischer Perspektive empfindet man einen Zustand des Glücks immer dann, wenn man einen inkohärenten Zustand durch eigene Anstrengung in einen kohärenten Zustand verwandeln kann.
Wenn es Menschen gelingt, inkohärente Zustände wieder kohärenter zu machen, wird Energie frei. Im Mittelhirn werden dann Botenstoffe ausgeschüttet, die ähnlich wie Drogen wirken.
Diesen rauschartigen Zustand kann man als Glück bezeichnen.
Wenn wir also im Fahrersitz sitzen, eine aktive Rolle einnehmen, um selbstbestimmt ein zufriedenes Leben zu führen. Wenn wir uns bewusst sind, dass wir Entscheidungen treffen, dann heißt das manchmal auch, den schwierigeren, unbequemeren Weg zu wählen.
Es heißt, dem Hirn beizubringen, dass es bei Strategie 2 auch überlebt und es dazu noch glücklich macht.
Also, jammern bringt nichts, übernimm das Ruder und entscheide Dich ganz bewusst für und in Deinem Leben.
Sei die beste Version von Dir selbst.