Das Leben ist sowohl als auch und manchmal auch beides

Was soll mir dieser Titel sagen? 

Nun, ich könnte auch sagen es gibt im Leben nicht nur entweder - oder. Schwarz oder weiß. Es gibt auch beides. Also entweder und oder zur gleichen Zeit. Schwarz und weiß, ohne grau zu werden. Ich kann eine “weiße” Meinung haben und “schwarz” trotzdem zustimmen. 

Es meint, dass wir im Leben sowohl so, als auch so agieren können und es trotzdem zusammen Sinn ergeben kann. 

Nehmen wir unser Schubladendenken. Menschen, Dinge, Themen in Schubladen einzuordnen hilft ungemein, um das eigene Wertesystem zu befriedigen.

Schubladen geben Struktur und setzen Leitplanken, die wir im Leben dringend benötigen. Diese Schubladen sind Ordnungsleisten des Gehirns.

Jeder von uns hat dieses Schubladen-Wertesystem. Das ist sehr richtig und wichtig und total gut so. Aus Werten erwächst innere Haltung.

Aber Obacht vor den Schubladen! 

“Häh - das widerspricht sich doch?”
Ja, korrekt und trotzdem stimmt beides. 
Schubladen geben Orientierung und engen gleichzeitig ein. Die negativen Folgen des Schubladendenkens sind Vorurteile. 
Sie verhindern manchmal den Blick über den Tellerrand und allzu oft landen Menschen in Schubladen, die dort gar nicht reingehören. Oder doch? Teilweise vielleicht? 

Ein Beispiel 

Ich gehöre in die Schublade Feministin. Ich bin eine Frau, die für Gleichberechtigung, Menschenwürde und Selbstbestimmung aller Menschen jeglichen Geschlechts sowie gegen Sexismus eintritt. 

Und dennoch sträuben sich mir bei einigen Aussagen von Feministinnen die Nackenhaare. 
Ich bringe tatsächlich Verständnis dafür auf, wenn Menschen sich genervt abwenden und einige Feministinnen in die Schublade “verbiesterte Fregatten” schieben. 
Trotzdem bin ich Feministin. 

• Ich kann für Frauenrechte eintreten und dennoch die Frauenquote blödsinnig finden. Ich bin davon überzeugt, dass eine Frauenquote völlig am Ziel vorbei geht und meiner Meinung nach nicht zur Gleichberechtigung beiträgt. Es hilft Frauen nicht. Ich möchte eine Position in einem Unternehmen aufgrund meiner Fähigkeiten und Stärken und nicht, um eine Quote zu erfüllen. 

• Ich verabscheue Sexismus und betrachte die Me-Too Kampagne dennoch mit großer Kritik. Und… es stört mich nicht, wenn Männer hinter mir herpfeifen oder mir Komplimente geben, die ausschließlich auf mein Äußeres reduziert sind. 

• Ich möchte, dass Menschen egal welchen Geschlechts mit Würde behandelt werden. Eine Sensibilisierung dessen geht auch über die Sprache. Aber nicht nur. 

Die Affirmation folgt nicht der Sprache, sondern der Realität.

Gendergerechtigkeit ist sehr wichtig. Die Umsetzung sollte jedoch über
Akzeptanz und nicht über auferlegte Sprache geschehen. 

• Ich kann für Gleichberechtigung sein und trotzdem Frauenparkplätze super finden. Ja, sogar Teile der klassischen Rollenteilung kann ich leben und lieben. 
  Ich fühle mich ganz hervorragend dabei, die Wäsche zu machen und finde es überhaupt nicht schlimm, keinen Reifen am Auto wechseln zu können. Und das alles ohne den Hauch eines Zweifels, nicht gleichwertig oder gleichberechtigt zu sein. 
  

Ich wünsche mir in einer Gesellschaft zu leben, die nicht in Stereotypen denkt und Frauen, Männer und alle, die sich dazwischen einordnen als das zu nehmen, was sie sind. Als Menschen. Jeder mit individuellen Stärken und Charakterzügen.  

Ich freue mich, wenn wir Menschen mit viel mehr Gelassenheit begegnen.
Lass die Menschen gendern und respektiere, wenn andere es nicht tun.
Nicht hinter jeder Bemerkung eines Mannes, steckt eine sexistische Beleidigung. Fassen wir Frauen sie doch bitte auch nicht gleich so auf.
Und vergessen wir bei der sehr begrüßenswerten Bewegung des female empowerment nicht, dass es auch wirklich viele kluge Männer gibt, die in Positionen stehen, weil sie eben klug sind und nicht weil sie Männer sind.

Das Beispiel der Schublade Feminismus mit all ihren gesellschaftlichen Aspekten und Klischees und besonders mit all ihren scheinbaren Widersprüchlichkeiten, ist hier nur stellvertretend und ein Beispiel von vielen. 
Auch in Politik, Umweltbewusstsein, im beruflichen und im privaten Alltag gibt es unzählige Themen, bei denen deutlich wird, dass es nicht stets entweder oder oder  geben muss. 
Es geht auch beides gleichzeitig. 

Ich möchte Dich einladen, Dinge nicht in schwarz, weiß, oder grau einzuordnen, sondern in sowohl als auch. Und manchmal auch beides. 

Sei die beste Version von Dir selbst.