Diesmal wirklich! - Wie Vorhaben und Pläne gelingen

Dieses mal wirklich! Echt jetzt! Ich zieh es durch! Ich bin auf jeden Fall konsequent! Nothing can stop me now… 

Hand aufs Herz, wie oft hast Du Dir diesen Satz bereits gesagt? Wie oft hast Du schon versucht eine schlechte Angewohnheit abzulegen? Bspw. mit dem Rauchen aufzuhören? Mehr Sport zu treiben? Gesünder zu leben?  Ein Vorhaben durchzuziehen? Konsequent zu sein? 
Wie oft hast Du Dir zum neuen Jahr vorgenommen, 5 Kilo abzunehmen und stellst dann im Sommer fest, “super, es fehlen nur noch 8 Kilo”? 

Wie frustrierend das ist, bedarf hier keiner weiteren Ausführung. Auch ich kenne das, inkonsequent zu sein. 
Beruhigend ist, dass wir uns damit in allerbester Gesellschaft befinden. Aber macht es das besser? 
Eine Untersuchungen des britischen Psychologen Richard Wiseman legt dar, dass fast 90 Prozent unser Vorhaben scheitern. 

Wie lässt sich denn aber nun ein Plan in die Tat umsetzen? 
Ich habe zwei relevante Dinge festgestellt, die zur Realisierung eines Planes wichtig sind. 

  1. die detaillierte Planung inkl. des Reality Checks. 
    und

  2. das Erkennen und Abwandeln der sogenannten sekundären Gewinne.

 
 

- Der Reality Check in der Planung - warum es auf gar keinen Fall klappen wird!

In jedem seriösen Business erstellt man bei einem Vorhaben einen Plan. Manchmal auch einen Business Case. Mit Ziel, Dauer, beteiligten Personen, Milestones, Kosten, Nutzen und konkreten Maßnahmen. Was im Business funktioniert, klappt auch im privaten Leben. Ja, richtig, es muss nicht so akademisch sein und es muss auch nicht immer verschriftlicht werden. Das ist aber gar nicht der Kern auf den ich hinaus will.

Was wir oft unberücksichtigt lassen, ist der Schritt, den man im Coaching “Reality Check” nennt. Wir sind meist so euphorisch und begeistert bei der Sache, dass wir vergessen, uns kritische Fragen zu stellen:

  • Warum könnte das Projekt scheitern?
  • Was kann geschehen, dass wir das Vorhaben nicht umsetzen werden?
  • Was kann alles schief gehen?
  • Warum ist der Plan noch nicht gut? Was fehlt noch für ein gutes Gelingen?

Stimmt, es nervt kolossal, wenn so ein kritischer Geist kommt und unbequeme Fragen stellt. So einer, der alles vermiesen will. Jemand, der den so innovativen Plan in Frage stellt. Der Bedenkenträger, der daran zweifelt, dass es gelingen wird. Wie frech und auch so hinderlich, wenn Du selbst gerade felsenfest davon überzeugt bist, dass es einfach nur cool sein wird, was Du planst. Trotzdem...

Sei vor Beginn der Tat ganz bewusst der unbequeme Zweifler.

Sei bei jedem Plan, den Du aufstellst, bitte genau dieser kritische Geist und Bedenkenträger. Es hilft Dir später bei der Realisierung, vorher schon durchdacht zu haben, warum der Plan nicht aufgeht, um ihn vorweg zu optimieren. Und um mögliche Alternativen bereits im Kopf zu haben, wenn das Vorhaben im Doing ins Stocken gerät. Denn Pläne funktionieren selten so wie in unserer Vorstellung. Insbesondere dann, wenn man sie nicht kritisch hinterfragt hat und sofort voller Euphorie loslegt.

Häufig läuft es doch so: Es fängt alles super an - plötzlich passiert etwas Unvorhergesehenes und man fällt buchstäblich aus allen Wolken und knallt hart am Boden der Tatsachen auf. Damit hat nun ja auch wirklich keiner gerechnet. Und überhaupt, so sollte das auch gar nicht laufen…

"Leben ist das, was passiert, während man eifrig dabei ist, andere Pläne zu schmieden." John Lennon

Allzu oft war es das dann und man ist so frustriert, dass man das Vorhaben aufgibt.

Mein Selbstversuch

Lasst es mich an einem autobiographischen Beispiel erklären. Vor einigen Jahren, nahm ich mir vor, innerhalb von 12 Monaten einen Marathon zu laufen.Super Idee… das wollte ich schon immer mal machen.

Ich legte mir also einen Plan zurecht und sinnierte, was es dafür alles braucht: Neben den richtigen Schuhen ein regelmäßiges Training. Denn aus dem Stand ohne Training über 40 km laufen… das wird schwierig.

Okay, ich brauche anständige Schuhe und muss mindestens 3 mal die Woche laufen gehen. Mein Plan stand. Nur neue Schuhe und regelmäßiges Training. Das ist ja einfach - da kann ja nichts schief gehen. Die ersten Woche lief noch ganz okay. Der Tatendrang und das Ziel, fit und athletisch zu sein und ganz nebenbei zur sportlichen Elite des Landes zu gehören, tröstet über den unfassbaren Muskelkater hinweg. Auch dass mich Ü60 Jogger überholten, nahm ich sportlich. Naja einigermaßen…

Die Wahrheit ist - ich war fassungslos über meine sportliche Fitness.

Aber… es hilft ja nix. Aller Anfang ist schwer.

Ich machte schnell Fortschritte, erhöhte das Tempo und die wöchentliche km-Anzahl, alles lief super und dann… dann kam der Winter.

Es wurde schnell dunkel, es war kalt, es war windig, es war naß. Der Kamin loderte gemütlich, es roch lecker nach Abendessen, wenn ich nach Hause kam. Außerdem fing meine Lieblingsserie gerade an und ach, irgendwie war ich auch kaputt und müde. Der Wein lächelte mich an und meine Laufschuhe waren vergessen.

Der innere Schweinehund hatte gewonnen.

Nach wenigen Wochen waren nicht nur die Laufschuhe eingemottet, sondern auch meine aufgebaute Fitness dahin. Wie war das noch mit dem athletischen und fitten Vorbild, der sportlichen Elite des Landes?

Also nochmal von vorne.

Der Plan war ja noch vorhanden. Mindestens 3 mal die Woche trainieren. Dieses Mal überlegte ich mir jedoch vorher, aus welchem Grund ich auf gar keinen Fall trainieren könnte. Warum ich niemals nicht einen Marathon laufen würde und warum ich die sündhaft teuren Laufschuhe ein weiteres Mal ungenutzt in den Schrank stellen würde.

Zu jedem einzelnen Grund, der mich davon abhalten könnte, mein Vorhaben umzusetzen, beschrieb ich eine Maßnahme.

  • Wann immer ich also müde nach Hause kam und mal wieder gar keinen Bock hatte, würde ich mein Lieblings-Motivations-Lauflied anmachen.
  • Wenn es stürmte, war mein Training eine kurze Laufeinheit und eine Indoor Sport Sequenz.
  • Bei Kälte kam die super coole, ultramoderne sau teure Gore-Wetterfest-Laufjacke zum Einsatz.
  • Wenn es regnete ordnete ich einen Freund an, mir in den Hintern zu treten. usw. usw.

Ich hatte meinen Plan auf Scheitern durchleuchtet und zu jeder noch so wahnwitzigen Ausrede eine Gegenmaßnahme parat. Es kamen circa 20 Maßnahmen zusammen.

Nach wenigen Wochen brauchte ich mir bei Bocklosigkeit mein Lieblings-Motivationslied nicht mehr anmachen. Ich hatte es im Kopf und zog nahezu automatisch die Laufschuhe an.

Den Marathon lief ich nach knapp 10 Monate.

Dieses Beispiel kannst Du auf sämtliche Deiner Pläne und Vorhaben anwenden. Den Reality Check zu durchdenken ist gleichsam simpel wie wirksam. Dadurch, dass Du Dir im Vorfeld alle möglichen Hindernisse, Stolpersteine und Ausreden vergegenwärtigst, optimierst Du Deinen Plan und hast bereits Lösungen parat, wenn Dinge nicht so passieren, wie Du es geplant hattest.

Viel Erfolg dabei.
Sei die beste Version von Dir selbst.

Wenn Du eine weitere Stellschraube beim Gelingen eines Planes erfahren willst lies hier…

- Sekundäre Gewinne - der unbewusste Beeinflusser

Neben dem Einbezug des Reality Checks in Deiner Planung, wird das Gelingen eines Vorhabens von einem weiteren wichtigen Punkt beeinflusst. Den sekundären Gewinnen.

Noch nie davon gehört?

Das macht nichts, denn sekundäre Gewinne liegen im Unbewussten. Sie sind ein verborgener Benefit, ein versteckter Gewinn, den man erhält, wenn man eben nicht konsequent sein Vorhaben umsetzt und sich anders verhält. Dies obwohl man weiß, dass es komplett gegen das fest geplante Vorhaben läuft.

Wir erhalten einen sekundären Gewinn, der sich aus unserem unerwünschten Verhalten ergibt. Deshalb fällt es uns so schwer, Angewohnheiten abzulegen.

Ich erkläre es anhand des Beispiels “sich das Rauchen abzugewöhnen”.

Du versuchst Dir seit Jahren vergeblich das Rauchen abzugewöhnen. Obwohl Du genau weißt, wie schädlich es ist. Dir ist vollkommen klar, dass rauchen teuer ist. Die Klamotten, Räume und Hände riechen schlecht und man wird zunehmend schief angeschaut, dass man noch immer diesem Laster frönt. Es ist gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert. Obwohl Du all diese schädlichen und unerwünschte Effekte des Rauchens wahrnimmst, kommst Du nicht von der ungeliebten Angewohnheit los.

Warum?

Ein bewusster Teil in Dir wünscht sich eine Veränderung, nämlich rauchfrei zu leben.

Ein anderer Teil Deiner Persönlichkeit besteht aber - unbewusst - darauf, diese Verhaltensweise auf gar keinen Fall aufzugeben. Das ist ein bisschen wie Engelchen und Teufelchen auf der Schulter.

Während das Engelchen Dir vernünftig und klar darlegt wie schlecht rauchen ist, säuselt Dir das Teufelchen auf der anderen Seite permanent Verlockungen ins Ohr: nämlich Deine sekundären Gewinne.

Welche das sind, kann ich Dir für Dich individuell nicht sagen - das kannst Du aber gut selbst erkennen, wenn Du Dich damit auseinandersetzt. Ich möchte Dich einladen, Dich für Deine versteckten Gewinne zu sensibilisieren. In welchen Gelegenheiten rauchst Du und was - neben dem “an der Zigarette ziehen” - passiert noch? Was ist der wirkliche Nutzen? Um im Beispiel zu bleiben: Welchen Vorteil hast Du durch das Rauchen? Und ich meine jetzt nicht, dass es so gut schmeckt. Es geht um das dahinter.

  • Vielleicht ist Rauchen ein willkommener Anlass für eine kleine Pause für Dich? Eine Auszeit für Dich?
  • Oder Du weißt darum, das Rauchen nachweislich den Stoffwechsel ankurbelt und Du auf keinen Fall zunehmen willst?
  • Gegebenenfalls. gibt es Dir auch unterbewusst Halt?
  • Oder deine Freunde rauchen und Du willst auf keinen Fall wichtigen Klatsch und Tratsch verpassen und dazu gehören?

Was auch immer Deine versteckten Gewinne bei Deinem eigentlich unerwünschten Verhalten sind. Malträtiere Dich nicht, verdamme diesen Nutzen nicht, sondern nimm diese Gewinne unbedingt an und überlege Dir andere, bessere Wege zur Erlangung des Gewinns.

Was das heißt? Behalte den Gewinn und setze diesen verändert um!

Also überlege Dir:

  • Wie kann ich trotzdem dazugehören?
  • Was kann ich tun, um nicht zuzunehmen?
  • Wie schaffe ich mir noch Halt im Leben?
  • Wie baue ich mir meine eigenen kleinen Auszeiten?

Das Ziel ist also den Gewinn zu erkennen, zu verlagern, aber zu erhalten und auf anderen, besseren Wegen zu realisieren. Wenn das gelingt, dann wird das Unbewusste das problematische Verhalten aufgeben, weil es nicht mehr benötigt wird. Den Gewinn erhält das Teufelchen jetzt aus einer anderen Quelle und wird Ruhe geben.

Das Beispiel des Rauchens kannst Du auf sämtliches anderes unerwünschtes Verhalten anwenden. Immer dann, wenn Du Dich bewusst anders verhalten willst und Du es aber doch nicht tust, tanzen Engel Vernunft und Teufel Sekundär-Gewinn mit Dir.

Viel Erfolg beim Austanzen und beim Realisieren Deines Vorhabens.

Sei die beste Version von Dir selbst.

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