Resilienz ist keine Modeerscheinung
Becoming thick-skinned (Part I)
Wir leben in einer Zeit, die von Globalisierung, Digitalisierung und technologischer Schnelllebigkeit geprägt wird.
Allein dies stellt für viele Menschen eine große Herausforderung dar, die uns häufig in Stresssituation manövriert.
Wenn sich dazu noch Krisen oder traumatische Erlebnisse ereignen, wird unsere Widerstandsfähigkeit auf eine enorme Belastungsprobe gestellt.
Genau diese Fähigkeit - dickhäutig zu sein - bekommt gerade in diesen Zeiten eine immer größere Bedeutung.
Aber was macht uns belastbar, zäh, widerstandsfähig, unerschütterlich, robust, standfest, dickhäutig?
All diese Begriffe sind mehr oder weniger Synonyme für einen Begriff, der zunehmend Relevanz in Massenmedien und Fachliteratur erhält:
Resilienz.
Resilienz ist abgeleitet vom lateinischen resilire, was so viel heißt wie zurückspringen oder abprallen.
Wissenschaftler, wie der Psychiater Professor Klaus Lieb vom deutschen Resilienz Zentrum in Mainz bescheinigt der menschlichen Psyche eine ähnliche Flexibilität. Nämlich “die Eigenschaft, in elementaren Krisen, aber auch im Alltagsstress rasch in einen seelischen Normalzustand zurückzukehren.”
Dies kann man sich vorstellen wie bei einem Schaumstoffball, der sich verformen, zusammendrücken und verdrehen lässt, um danach wieder in seine ursprüngliche Form zurückzukehren.
Übertragen auf die menschliche Konstitution bedeutet das, dass einige Menschen schneller aus “verformten”,” zerknautschen” Zuständen in ihre gesunde runde Form zurückspringen als andere.
Oder anders:
Einige Menschen begegnen Krisen und Stresssituationen gelassener als andere. Sie scheinen eine innere Qualität zu besitzen, die ihre Persönlichkeit schützt, so dass die Lebensbelastung keine sichtbaren Spuren hinterlässt.
Warum ist das so?
Die Wissenschaft ist sich mittlerweile einig darüber, dass es eine Art Resilienz-Gen gibt. Es ist dafür zuständig, das Glückshormon Serotonin auszuschütten und im Gegenzug das Stresshormon Noradrenalin abzubauen. Wir werden also genetisch bedingt mehr oder weniger resilient geboren.
Der Einfluss der Genetik scheint hier jedoch nicht maßgeblich zu sein. Viel mehr Relevanz messen die Wissenschaftler Bindung, Fürsorge und Pflege in den ersten Jahre der Kindheit bei.
Beschützte, geliebte und umsorgte Kinder haben demnach in der Regel im späteren Lebensverlauf eine höhere Stresskompetenz.
Aber ob Genetik oder Prägung - es gibt eine gute Nachricht:
Selbst wenn Du befürchtest, nicht mit den besten Genen ausgestattet zu sein und/oder unter idealen Bedingungen aufgewachsen zu sein und von Dir selbst sagst, mit Stress und Widerständen nicht allzu gut umgehen zu können.
Es ist nie zu spät Widerstandsfähigkeit zu erlangen, also Resilienz aufzubauen, um mit Stresssituationen besser umzugehen.
Die Forschung geht davon aus:
Resilienz ist prinzipiell erlernbar und trainierbar.
Dabei geht es nicht darum, eine einzelne Fähigkeit zu trainieren.
Resilienz ist ein Verbund aus unterschiedlichen Schutzmechanismen und Persönlichkeitsmerkmalen, die ganz individuell angesprochen und trainiert werden können.
Wie das geht, welche Techniken man anwenden kann und wie wir Dickhäutigkeit trainieren können, erläutere ich in meiner nachfolgenden Reihe zum Thema Resilienz.
Interesse? Dann lies gerne direkt weiter:
Hilfe - ich bin so gestresst! Becoming thick-skinned (Part II)
Sei die beste Version von Dir selbst.